Mundstück und Finetuning

Nun habt ihr schon einige Zeit in euer Didge investiert und ich weiß, nach einer anstrengenden und zeitaufwendigen Bauphase möchte man so schnell wie möglich fertig werden. Tut euch ein gefallen und werdet nicht zu hektisch. Jeden Fehler, den ihr jetzt macht, sieht man später und das ärgert euch dann um so mehr. Das Motto lautet:,, Alles kann, nichts muss!"
Bei der groben Aussenform haben wir extra Material stehen lassen, damit jetzt die Macken vom Grobformen mit dem Winkelschleifer, den Schlauchschellen und Holzzwingen abgeschliffen werden können. Hierzu nehme ich einen Schwingschleifer mit grober Körnung. Ein ideales Werkzeug hierfür ist es nicht, da das gerät eigentlich zum Schleifen von planen Flächen konzipiert wurde. Ich empfehle einen Schwingschleifer, der mit einem Klettsystem arbeitet. Ideal aber nicht ganz billig ist dieses Schleifsystem einer skandinavischen Firma.
In mehreren Arbeitsgängen wird die Oberfläche glatt geschliffen. Falls ihr euer Didge mit Epoxydharz aussen behandeln wollt, muss jeglicher Rückstand von Kleber oder Leim beseitigt werden, denn an diesen Stellen wird das Harz nicht haften. Zu glatt soll die Oberfläche nicht sein, das Harz soll noch haften.
Mundstück

Eigentlich tut es doch auch Bienenwachs, oder?!
Diese Frage habe ich mir bei diesem Didge gestellt. Die Herstellung war sehr aufwendig und wenn ich bedenke, welche Story damit schon verbunden war, kam einen Wachsmundstück nicht mehr in Frage. Faszinierd war ich immer von Holzmundstücken, die teilweise gedrechselt waren. Bei der Herstellung im Sommer 2012 hatte ich leider noch keine Drechselbank aber es hat trotzdem gut funktioniert.
Aus Restbeständen exotischen Holzes meines Vaters nahm ich mir ein Stück Merantiholz. Mit seiner rötlich-braunen Färbung fand ich es passend zum Braun der Eiche. Da ich mich für eine Verschraubung des Mundstücks entschieden habe, musste das Holz quer zur Faser gebohrt werden um später beim Bohren und Schrauben nicht gefahr läuft auszubrechen.
Normalerweise wähle ich meine Mundstücke zwischen 27-32 mm Innendurchmesser. Leider unterlief mir hier ein Fehler und es war ein 35 mm Forstnerbohrer, der zum Einsatz kam.

Mit der Ständerborhmaschine habe ich nun ein Loch in den Holzblock gebohrt. Es ist wichtig, die Bohrung als Erstes zu machen, denn später habt ihr einfach zu wenig Material zum Fixiren, wenn ihr bohrt und das kann zu ernsthaften Schnittverletzungen führen!
Legt den Holzklotz mit Bohrung mittig auf das obere Ende des Didges und zeichnet mit einem Stift von unten den Aussendurchmesser auf den Merantiblock. Ausschneiden lässt sich das am Besten mit
der Bandsäge. Mit der Stichsäge sollte man schon sehr geübt sein, um die engen Radien zu bewältigen. Ist das Mundstück aus dem Block geschnitten, müsst ihr gegebenfalls mit einer Schleifstation
noch etwas nachhelfen, um den genauen Aussendurchmesser zu erreichen. Nun geht es an den Innendurchmesser, um einen stufenlosen Übergang vom aufgesetzten Mundstück ins Didge zu
bekommen.

Was wir jetzt benötigen, ist eine Schablone vom Innendurchmesser des oberen Didgeridooendes. Dafür nehmt euch ein Stück dünnes Papier und ein Kohlestift bzw. Wachsmalstift. Legt das Blatt auf und paust den Durchmesser auf das Papier. Danach wird die Schablone ausgeschnitten. Legt die Schablone auf das ausgeschnitte Mundstück und übertragt den Innendruchmesser darauf. Nun feilt ihr im 45° Winkel das Mundstück soweit ab, bis ihr die angezeichnete Innenline ereicht.
Da ihr das Mundstück immer wieder ansetzten müsst, empfiehlt es sich eine Markierung am Didge und am Mundstück zu machen, damit ihr immer die gleiche Ausgangsposition habt und nicht verrutscht.

Da das Mundstück noch ziemlich grob ist, sollte nun die eigentliche Ansatzfläche für die Lippen rundgeschliffen werden. Dafür kann man ohne Probleme Raspeln und Feilen verwenden. Ich nutze die Schleifstation (Atemschutz und evtl Absaugung nutzen!!!). Bei der manuellen Bearbeitung solltet ihr das Mundstück gut fixieren bzw. festklemmen. Wenn ihr dafür einen Schraubstock benutzt achtet darauf, dass ihr nicht zu fest anzieht, denn sonst kann es zu einem Bruch des Mundstücks kommen.
Welches Profil ihr einschleift, bleibt euch selbst überlassen. Auch hier müsst ihr nicht bis zur feinsten Schleifpapierkörnung arbeiten, wenn ihr zur Versiegelung Harz verwendet.

Auf diesem Bild seht ihr, dass das Mudstück eben und ohne Spalten auf dem Didgeridoo aufliegt. Jetzt müss das Mundstück noch am Instrument befestigt werden, hierzu verwende ich recht dünne, lange Holzschrauben. Achtet unbedingt darauf, dass Wandstärke und Dicke der Schrauben zueinander passen und das ihr vorbohrt, sonst sprengt ihr beim verschrauben das Holz. In der Regel sollten drei Verschraubungen ausreichen. Damit ihr genau wist, wo ihr bohren müsst, dreht das Mundstück auf die Seite, die später auf dem Didge aufliegt. Hier habt ihr den genauen Innen- und Außendurchmesser. Markiert die drei Bohrlöcher und bohrt vorsichtig und ohne zu viel Druck. Danach dreht ihr das Mundstück wieder richtig herum und weitet das Bohroch mit einem Senkaufsatz, der den gleichen Durchmesser haben sollte, wie der Schraubenkopf. Mit dem Senker bohrt ihr ca. 1-2 cm tief ins Bohrloch.
Jetzt ist das Mundstück soweit vorbereitet und kann auf dem Didge verschraubt werden. Dazu setzt das Mundstück mit Hilfe der Markierung richtig auf das Instrument. Macht mit dem gleichen Bohrer drei Mariekungsbohrungen durch die Bohrlöcher des Mundstück, damit ihr seht, wo vorgebohrt werden muss. Legt das Mundstück kurz zur Seite und bohrt ca. 2/3 der restlichen Schraubenlänge in das Holz. Wichtig: Der Bohrer sollte auf keinen Fall dicker sein, wie die Dicke der Schraube. Eher etwas kleiner!

Das Mundstück ist befestigt. Nun bleibt noch das Problem zu lösen, dass die versehentlich gebohrten 35 mm nicht meinem bevorzugtem Innendurchmesser enstprachen. In solche einem Fall nehmt euch ein Stück Bastlerglas (bekommt man in jedem Baumarkt). Das Stück sollte ca. 50 x 50 mm haben. Bohrt euch in die Mitte ein Loch. Für das verformen habe ich mir ein Heißluftgebläse und ein altes Stuhlbein genommen, dass konisch gedrechselt wurde. Erhitzt das Bastlerglas und legt es zentriert mit dem Loch auf das Holzmundstück. Drück den weichen Kunsstoff in die Mundstücköffnung ca. 2-3 cm tief und lasst es so geformt abkühlen.
Nehmt das geformte Bastlerglas heraus und entfernt das überschüssige Material. Eröffnet das Loch in der Mitte soweit, bis der gewünschte Innendurchmesser erreicht ist. Auf diese Weise ist es möglich diverse Adapter für unterschiedliche Spieltypen anzufertigen.

Um das Mundstück visuell noch ansprechender zu gestalten, lassen wir die Bohrlöcher verschwinden. Hierzu habe ich einen Stief eines alten Pinsels genommen, der exakt den Durchmesser der aufgesenkten Bohrlöcher entsprach. Nehmt dafür unbedingt weiches Holz, dass sich mit etwas Druck in die Löcher drücken lässt, dann benötigt ihr keinen Leim und es besteht keine Gefahr, dass die Spannung zu groß wird und Risse entstehen.
Versenkt den Rundstab im Bohrloch und sägt das überschüssige Material bündig ab. So macht ihr das auch mit den übrigen Löchern. Danach passt die Überstände an das Mundstück mit einer kleinen Feile und Schleifpapier an.
Astlöcher schließen

Astlöcher sind meistens der Grund weshalb bei den meisten Eigenbauten der Grundton nicht zu Stande kommt oder abreißt. Die Holzfaser verläuft bei Ästen eines Baumes quer zur Holzfaser des Stammes. Aus diesem Grund gehen kleine Risse meistens durch die Wandung des Didges bis in den Klangraum im Inneren. Die einfachste Methode ist wohl feinen Schleifstaub in die Risse drücken und das Ganze mit Sekundenkleber zu fixieren. Diesen Vorgang sollte man mindestens 2-3 wiederholen, begleitet vom Glattschleifen der betroffenen Stelle.
Wer es etwas aufweniger haben möchte, kann mit Intarsien (Einlegearbeiten) arbeiten. Dazu wird das Astloch auf die Stärke und den Durchmesser der einzusetztenden Intarsie aufgebohrt. Ich habe in meinem Fall Bernstein und Mammutelfenbein verwendet. Falls ihr zu der Verarbeitung von Bernstein oder Mammutelfenbein fragen habt, nutzt das Kontaktformular. Wenn ihr die Intarsien später mit Harz überziehen wollt, sorgt für eine rauhe Oberfläche. Ansonsten poliert sie möglichst glatt, damit das Harz nicht haften kann. Einkleben könnt ihr das Ganze mit normalem Alleskleber. Beim Bernstein solltet ihr darauf achten, dass dieser keine Blasen wirft, die sind nämlich später sichtbar, wie man auf einem der Bilder in der folgenden Galerie erkennen kann.
Endspurt......verharzen!

Wenn alle Kleber von den Einlegearbeiten getrocknet sind, vergewissert euch bitte, dass keine Kleberrückstände auf der Holzoberfläche zurückgeblieben sind, denn dort würde das Harz später nicht haften und es enstehen unschöne Stellen. Es sollten auch keine Ruckstände von Schleifstaub mehr vorhanden sein, dafür nehmt ihr am Besten ein feuchtes (nicht nasses!) Baumwolltuch und reibt das Didge vorsichtig ab.
Nun ist es wichtig eine geeignete Befestigung bzw. Hängevorrichtung zu haben, an der ihr das Instrument behandelt könnt, ohne es festhalten zu müssen. Ich habe mir dafür einfach einen Gewindestab genommen, der im oberen Drittel des Rohres mit einem Wiederstand versehen wurde. Den Gewindestand habe ich dann an einer Leine aus Eisendraht festgemacht. Unten solltet ihr unbedingt mit Karton arbeiten, Abdeckfolie zum Schutz des Bodens ist föllig ungeeignet! Für die Fixierung des Bellends habe ich mir eine Grabblumenvase besorgt, die optimal in das Bell passt und es fixiert. Diese wird von ein paar Steinen am Platz gehalten. So kann es dann ans verharzen gehen.

Die Oberfläche von totem oder gut gelagertem Holz kann teilweise schon sehr porös und saugfähig sein. Hier würde ich vorher mit einem Holzschliffgrund (ähnlich Tiefengrund) vorgrundieren, damit das Harz später nicht vom Holz wie von einem Schwamm aufgesogen wird und unschöne Stellen entstehen.
Nun könnt ihr das Harz für den ersten Überzug anmischen. Die Verarbeitungsdauer beträgt ca. 30-45 Minuten also immer eins nach dem anderen. Am Ende solltet ihr 2-3 Schichten Harz aufgebracht haben.
Wichtig: Um nach der ersten Schicht die zweite aufzubringen, müsst ihr den geeigneten Moment abpassen. Das Harz der ersten Schicht darf nicht mehr so flüssig sein, dass es verläuft, sollte aber noch kleben. Darauf könnt ihr eine zweite Schicht aufbringen. Sollte das Harz schon abgebunden haben, müsst ihr leider eine längere Prozedur in Angriff nehmen und das komplette Didge mit 120er Körnung abschleifen (Atemschutz!!!!). Nach dem Abschleifen den Schleifstaub entfernen und prüfen, ob alle Stellen geschliffen wurden sonst gibt es später wieder ärgerliche Stellen.
Die bevorzugte Trocknung ist an der frischen Luft, jedoch kleben kleine Schwebeteilchen wie Pollen oder Fliegen unwiederruflich am Harz fest. Ein Raum mit gekippten Fenstern wäre optimal. Dort lasst ihr das Instrument 1-2 Tage in Ruhe trocknen.